Nahezu jeder hat schon einmal von ihnen gehört oder bereits Kontakt mit ihnen gehabt: Computerviren. Gut, jetzt werden wieder die Mac- und Linux-Benutzer unter Ihnen milde lächeln und fragen, was ist ein Computervirus? Ich gehöre auch zu dieser glücklichen Gattung.
Aber es gibt genügend Computerbesitzer, die ihre Tätigkeiten auf einem anderen Betriebssystem (insbesondere Windows) verrichten und deren System sehr anfällig für derlei Schadprogramme ist. In diesem Artikel möchte ich einen kurzen Abriss über die Geschichte der Computerviren geben.
Was ist ein Computervirus?
Ein Computervirus ist ein sich selbst verbreitendes Computerprogramm, dessen Klassifizierung als Virus sich hierbei auf die Verbreitungs- und Infektionsfunktion bezieht und die Analogie zu biologischen Viren nahelegt.
Seit wann gibt es Computerviren?
Die ältesten Schadprogramme überhaupt sind Computerviren. Das Prinzip der selbstreproduzierenden Programme geht auf die im Jahre 1953 von dem Mathematiker John von Neumann entwickelte Theorie selbstreproduzierender Automaten zurück. Seine Theorie stellte er mit Hilfe eines Zellularautomaten mit 29 Zuständen vor.
In seinem Science-Fiction-Roman „Der Schockwellenreiter“ beschreibt der britische Autor John Brunner 1975 die Gefahr von Computerviren.
Als erstes bekanntes Computervirus muss wohl das „Elk Cloner“ angesehen werden, das von dem damals 15-jährigen amerikanischen Schüler Rich Skrenta im Jahre 1982 geschrieben wurde. Es war ein Bootsektor-Virus für den Apple II. Bei jedem 50. Disketteneinschub erschien folgender Text:
Elk Cloner: The program with a personality
It will get on all your disks
It will infiltrate your chips
Yes, it’s Cloner!
It will stick to you like glue
It will modify RAM too
Send in the Cloner!
1984 veröffentlichte Fred Cohen seine Doktorarbeit mit dem Titel Computer Viruses – Theory and Experiments. Im Rahmen dieser Arbeit stellte er ein kleines selbst geschriebenes Virus für das Betriebssystem UNIX vor. Allgemein gilt dieses Virus als erstes Computervirus überhaupt.
Ob nun Skrenta oder Cohen das erste Computervirus entwickelt hat, bleibt noch heute selbst unter Experten strittig.
Der Begriff „Computervirus“ fällt erstmals 1984 in einem Gespräch Fred Cohens mit dem Informatiker Leonard Adleman. Cohen promovierte 1986 bei Adleman über das Thema Computerviren. Leonard Adleman war 1992 übrigens der mathematische Berater bei dem Film „Sneakers – Die Lautlosen.“
Zwei pakistanische Software-Händler entwickelten 1986 das Computervirus (c)Brain für das Betriebssystem MS-DOS. Es wird vermutet, dass es eine findige Geschäftsidee war. Die beiden Brüder verseuchten Raubkopien von Computerprogrammen mit dem Virus. Sie wollten damit offensichtlich Kunden binden, da in dem Computervirus ihre Kontaktdaten gespeichert waren. Der Text lautete übersetzt:
Willkommen im Verlies (c) 1986 Basit * Amjad (pvt) Ltd. BRAIN COMPUTER SERVICES 730 NIZAM BLOCK ALLAMA TQBAL TOWN LAHORE-PAKISTAN PHONE: 430791,443248,280530. Achtung vor diesem VIRUS…. Kontaktieren Sie uns für Schutz…
Allerdings nahm die einfallsreiche Marketingaktion dann doch zu große Formen an, da die pakistanischen Software-Händler viele Anrufe aus den USA, Großbritannien und anderen Ländern erhielten.
Im Dezember 1987 erschien „Das große Computervirenbuch“ von Ralf Burger, einem Mitglied des Chaos Computer Club. Darin wurde auch der Quellcode einiger Computerviren veröffentlicht.
Ein Jahr später konnten mit Hilfe des „Virus Construction Kit“, einem Baukasten für Computerviren, selbst Anfänger Schadprogramme erstellen.
Ende der 1980er Jahre wurden die ersten Antivirenprogramme auf den Markt gebracht. Diese sollten in erster Linie große Unternehmen vor den immer zahlreicher auftretenden Computerviren schützen.
In den folgenden Jahren wurden Computerviren immer komplexer. Der Kampf zwischen Antivirenherstellern und Virenautoren dauert bis heute an. Dabei wurden die Computerviren Anfang des 21. Jahrhunderts immer mehr von Computerwürmern abgelöst; aktuell werden sie eher für neue Nischen wie Handys und Pocket-PCs programmiert.